Jean Paul Zitate

 

 

Alle Stärke liegt innen, nicht außen.

 

Am anderen liebt man Vollkommenheit, an sich nicht.

 

Ämter und Weiber muss man spät nehmen, um mutig und bürgerlich zu bleiben.

 

Außer der Philosophie weiß ich kein so gutes Treibmittel des Gehirns, als höchstens Schach und Kaffee.

 

Bei Weibern ist alles Herz, sogar der Kopf.

 

Berlin ist mehr ein Weltteil als eine Stadt.

 

Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben, über die Sterne.

 

Bücher sind die stehende Armee der Freiheit.

 

Bücher sind nur dicke Briefe an Freunde.

 

Da wir ein matteres Gedächtnis für Größe und Zahl der Leiden haben als für Freuden, so vergessen wir mit ihnen leicht auch, welche Früchte uns ihre Stechpalmen getragen.

 

Das Alter ist nicht trübe, weil darin unsere Freuden, sondern weil unsere Hoffnungen aufhören.

 

Das Ansehen der Großen beruht auf der Ehrfurcht der Kleinen.

 

Das Gespräch der meisten Gelehrten untereinander ist weiter nichts als ein gegenseitiges heimliches, höfliches Examen.

 

Das größte unzerstörbare Wunder ist der Menschenglaube an Wunder.

 

Das Leben gleicht einem Buche: Toren durchblättern es flüchtig; der Weise liest es mit Bedacht, weil er weiß, dass er es nur einmal lesen kann.

 

Das Meer der Zeit ist nur eine Woge auf dem Meere der Ewigkeit.

 

Das Schicksal geht mit uns wie mit Pflanzen um: Es macht uns durch kurze Fröste reifer.

 

Das Schlimmste, was mittlere Trunkenheit hat, ist das Streben nach größerer.

 

Das Schöne am Frühling ist, dass er immer dann kommt, wenn man ihn am dringendsten braucht.

 

Das schönste an einem Feiertag ist die Aussicht auf einen zweiten. Daher ist der letzte stets ein Aschermittwoch.

 

Das stille, häusliche Glück ist darum das edelste, weil wir es ununterbrochen genießen können. Geräuschvolles Vergnügen ist ein fremder Gast.

 

Das System, das ein großer Mann erfunden hat, können kleine verteidigen.

 

Das Ziel muss man früher kennen, als die Bahn.

 

Dass der Verstand erst mit den Jahren kommt, sieht man nicht eher ein, als bis der Verstand und die Jahre da sind.

 

Denn die Fehler der Mädchen kommen wie Schokolade und Tabak dem Gaumen anfangs desto toller vor, je besser sie ihm nachher schmecken.

 

Der Besitz macht uns nicht halb so glücklich, wie uns der Verlust unglücklich macht.

 

Der Charakter ist ein Fels, an welchem gestrandete Schiffe landen und anstürmende scheitern.

 

Der Furchtsame erschrickt vor der Gefahr, der Feige in ihr, der Mutige nach ihr.

 

Der Hauptfehler des Menschen ist, dass er so viele kleine hat.

 

Der Mensch hält sein Leiden für das der Menschheit, wie die Bienen das Tropfen ihres Bienenstandes, wenn schon die Sonne wieder scheint, für Regen nehmen und nicht ausfliegen.

 

Der Mensch ist nie so schön, als wenn er um Verzeihung bittet oder selbst verzeiht.

 

Der Mensch wird wie der Stahl hart - durch öfteres Abkühlen nach Erhitzung.

 

Der schönste, reichste, beste und wahrste Roman, den ich je gelesen habe, ist die Geschichte.

 

Der Soldat wird kriegerisch, der Dichter dichterisch, der Gottesgelehrte fromm erziehen - und nur die Mutter wird menschlich erziehen.

 

Der Spaß ist unerschöpflich, nicht der Ernst.

 

Der vollendete Umgang mit Menschen ist die Fähigkeit, zugleich ehrlich und liebenswürdig zu sein.

 

Der Wein wirkt stärkend auf den Geisteszustand, den er vorfindet: Er macht die Dummen dümmer, die Klugen klüger.

 

Der Zank in der Ehe ist die Schneedecke, unter der sich die Liebe warmhält.

 

Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation.

 

Die Augen der Menschen sind ihrem Herzen ähnlich.

 

Die deutsche Sprache ist die Orgel unter den Sprachen.

 

Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können.

 

Die Flamme der ehelichen Liebe gibt auch nur Kohle, einander zu schwärzen.

 

Die Freude und das Lächeln sind der Sommer des Lebens.

 

Die Jugend des Geistes ist ewig, und die Ewigkeit ist die Jugend.

 

Die Kunst ist zwar nicht das Brot, aber der Wein des Lebens.

 

Die Leiden sind wie Gewitterwolken: In der Ferne sehen sie schwarz aus, über uns grau.

 

Die Liebe ist das Leben des Weibes, aber eine Episode im Leben des Mannes.

 

Die Menschen verraten ihre Absichten nie leichter und stärker, als wenn sie sie verfehlen.

 

Die Mütter geben unserem Geiste Wärme und die Väter Licht.

 

Die Mutter wird stärker vom Söhnchen als vom Vater beherrscht.

 

Die Natur hat das Weib unmittelbar zur Mutter bestimmt, zur Gattin nur mittelbar.

 

Die Not ist die Mutter der Künste, aber auch die Großmutter der Laster.

 

Die schlimmsten Fehler werden gemacht in der Absicht, einen begangenen Fehler wieder gutzumachen.

 

Die Theologie gestattet der Vernunft nur Fastenspeisen.

 

Die Tugend mancher Damen ist ein Donnerhaus, das der elektrische Funke der Liebe zerschlägt und das man wieder zusammenstellt für neue Versuche.

 

Die Weiber - ja, es ist ein Teufelsvolk; scheinen sie schlimm, so sind sie es auch; scheinen sie es nicht, so sind sie es doch.

 

Die Zeit ist die Larve der Ewigkeit.

 

Edle Liebe reinigt, wie die Tragödie, die Leidenschaften des Menschen.

 

Eigennützige Liebe ist ein Widerspruch.

 

Ein Familienzirkel ist ein Gegengift gegen eine große Stadt; eine Stube voll Kinder ist so gut wie ein Dorf.

 

Ein froher Sinn ist wie ein Frühling, er öffnet die Blüten der menschlichen Natur.

 

Ein guter Arzt rettet, wenn nicht immer vor der Krankheit, so doch vor einem schlechten Arzte.

 

Ein kleines Leiden setzt uns außer uns, ein großes in uns.

 

Ein Ziel muss man früher kennen als die Bahn.

 

Eine Frau kann einem Achtung für ihr Geschlecht einflößen, aber mehrere auf einmal vermindern sie.

 

Eine Religion nach der anderen löscht aus, aber der religiöse Sinn, der sie alle schuf, kann der Menschheit nicht getötet werden.

 

Entwirf bei Wein, exekutiere bei Kaffee.

 

Er heiratet sie, weil er sie liebte. Sie liebte ihn, weil er sie heiratete.

 

Erinnerungen sind der Nachsommer der menschlichen Seele.

 

Ernste Tätigkeit söhnt zuletzt immer mit dem Leben aus.

 

Es ist die gewöhnlichste und schädlichste Täuschung, dass man sich allzeit für den einzigen hält, der gewisse Dinge bemerkt.

 

Essen nimmt, Trinken gibt Enthusiasmus.

 

Fern von Menschen wachsen Grundsätze, unter ihnen Handlungen.

 

Findet ihr den Trost nicht in der Nähe, so erhebt euch und ihn immer höher.

 

Freiheit ist ein Gut, dessen Dasein weniger Vergnügen bringt als seine Abwesenheit Schmerzen.

 

Freude am Strafen hat nur der Teufel.

 

Freude ist die warme Sonnenseite des Geistes und des Leibes.

 

Freuden sind unsere Flügel, Schmerzen unsere Sporen.

 

Freuden sind unsere Flügel, Schmerzen unsere Sporen.

 

Für das Kind ist jedes Stück Holz ein lackierter Blumenstab an welchem die Phantasie hundertblättrige Rosen aufstengeln kann.

 

Für nichts lernt ein Mensch sich leichter halten als für einen Großen, sobald er die erforderlichen Leute dafür um sich hat.

 

Gegen das Fehlschlagen eines Planes gibt es keinen besseren Trost, als auf der Stelle einen neuen zu machen.

 

Gegen die Erde gibt es keinen Trost als den Sternenhimmel.

 

Gehe nicht, wohin der Weg führen mag, sondern dorthin, wo kein Weg ist, und hinterlasse eine Spur.

 

Gerechter Gott! Aus wie vielen Marterstunden der Tiere lötet der Mensch eine einzige Festminute für seine Zunge zusammen!

 

Großen Seelen ziehen die Schmerzen nach wie den Bergen die Gewitter. Aber an ihnen brechen sich auch die Wetter, und sie werden die Wetterscheide der Ebene unter ihnen.

 

Großes Glück ist die Feuerprobe des Menschen, großes Unglück nur die Wasserprobe.

 

Heiraten in der Jugend heißt, sich im Sommer einen Ofen mieten; erst im Winter weiß man, ob er heizt oder raucht.

 

Heiterkeit des Herzens schließt wie der Frühling alle Blüten des Inneren auf.

 

Höflichkeit ist der Widerschein der Sittlichkeit.

 

Humor ist überwundenes Leiden an der Welt.

 

Ich ärgerte mich über den Menschenlärm unter mir und konnte nicht eher schlafen, als bis ich wußte, es waren Pferde.

 

Ich möchte noch heute den Schädel des Menschen streicheln, der die Ferien erfunden hat.

 

Ich wäre am begierigsten, die Fehler der Engel zu wissen.

 

Ihr Eltern lehrt lieben, so braucht Ihr keine Zehn Gebote - lehrt lieben, sagte ich, das heißt: Liebt!

 

Im längsten Frieden spricht der Mensch nicht soviel Unsinn und Unwahrheit als im kürzesten Krieg.

 

Im Urteil über andere spricht der Mensch immer sein eigenes.

 

In der Jugend kann man gegen niemand gleichgültig sein - Haß oder Liebe.

 

In nichts offenbart sich die herzlose Maschinenhaftigkeit des Neuen mehr als in der Dürre ihrer Feste.

 

In phantasiereichen Menschen liegen, wie in heißen Ländern oder auf Bergen, alle Extreme enger aneinander.

 

In starken Menschen werden große Schmerzen und Freuden zu überschauenden Anhöhen des ganzen Lebensweges.

 

Individualität ist überall zu schonen und zu ehren als Wurzel jedes Guten.

 

Jeder Mensch glaubt, er sei unter allen der wichtigste, der beste. Aber nur der Narr und der Dummkopf haben den Mut, es zu sagen.

 

Kein Verstand kann erdichtet sein, aber wohl ein Gefühl.

 

Keine Frau kann zu gleicher Zeit ihr Kind und die vier Weltteile lieben. Aber der Mann kann es.

 

Keine Zeit ist mit der Zeit zufrieden; das heißt, die Jünglinge halten die künftige für idealer als die gegenwärtige, die Alten die vergangene.

 

Kennt ihr die Arznei des Beispiels, die Heilkraft der Bewunderung und der seelenstärkenden Achtung?

 

Kinder und Uhren dürfen nicht beständig aufgezogen werden, man muss sie auch gehen lassen.

 

Kleine Seelen fühlen in ihrem Unglück nur ihren Zustand, große noch Zusammenhang, ihr Ich.

 

Lache das Leben an! Vielleicht lacht es wieder.

 

Leiden sollen läutern, sonst hat man gar nichts von ihnen.

 

Man gibt seine Kinder auf die Schule, dass sie still werden, auf die Hochschule, dass sie laut werden.

 

Man hoffe nie, mit einer Frau sich zu vertragen, mit der man sich als Braut gezankt hat.

 

Man hört immer von Leuten, die vor lauter Liebe den Verstand verloren haben. Aber es gibt auch viele, die vor lauter Verstand die Liebe verloren haben.

 

Man kann einen seligen, seligsten Tag haben, ohne etwas anderes dazu zu gebrauchen als blauen Himmel und grüne Erde.

 

Man muss seine Ideen verwirklichen, sonst wuchert Unkraut darüber.

 

Man sollte eine Sammlung aller Sprachkeckheiten großer Autoren haben, um die Zunge immer mehr zu befreien.

 

Man würde die Menschen leichter kennen, wenn man nicht jede Handlung als die Folge von Grundsätzen ansähe.

 

Manche Seelen entfallen dem Himmel wie Blüten; aber mit den weißen Knospen werden sie in den Erdenschmutz getreten und liegen oft besudelt und zerdrückt in den Fußstapfen eines Hufs.

 

Manche Staatseinrichtungen zünden ein Schadenfeuer an, um die eingefrorenen Wasserspritzen aufzutauen, damit sie es löschen.

 

Mangel an Verschwiegenheit entsteht meist aus Mangel an Redestoff.

 

Mit bloßen Reizen, leiblichen oder geistigen, in der Ehe zu fesseln hoffen, ohne das Herz und ohne die Vernunft, welche allein anknüpfen und festhalten, heißt, eine Blumenkette oder einen Blumenkranz aus bloßen Blumen ohne ihre Stengel machen zu wollen.

 

Mit einer Kindheit voll Liebe aber kann man ein halbes Leben hindurch für die kalte Welt haushalten.

 

Munterkeit ist der Himmel, unter dem alles gedeiht.

 

Mut besteht nicht darin, dass man die Gefahr blind übersieht, sondern darin, dass man sie sehend überwindet.

 

Nicht das Zeitliche, sondern das Ewige bestimmt die Würde des Menschen.

 

Nicht unser Hirn, sondern unser Herz denkt den größten Gedanken. Unser Herz aber oder unsere Seele oder der Kern unserer Persönlichkeit ist ein Funke aus dem Lebenslichtmeer Gottes.

 

Nichts ist gefährlicher, als zwei Menschen auszusöhnen. Sie zu entzweien ist viel sicherer und leichter.

 

Nirgends strapaziert sich der Mensch mehr als bei der Jagd auf Erholung.

 

Nur bei den Tieren kann man sicher rechnen, dass sie desto besser gegen mich sind, je besser ich gegen sie bin, bei Menschen nicht, ja oft umgekehrt.

 

Nur die Vernunft lehrt schweigen. Das Herz lehrt reden.

 

Nur Reisen ist Leben, wie umgekehrt Leben Reisen ist.

 

Nur Taten geben dem Leben Stärke.

 

Nur wer irgendein Ideal, das er ins Leben ziehen will, in seinem Inneren hegt und nährt, ist verwahrt gegen die Gifte und Schmerzen der Zeit.

 

Ohne Lächeln kommt der Mensch, ohne Lächeln geht er. Drei fliegende Minuten lang war er froh.

 

Schaffet die vielen Tränen der Kinder ab. Langes Regnen ist den Blüten schädlich.

 

Setze in jeder Gesellschaft, wo du viel sprichst, einen Feind voraus, um dich zu mäßigen.

 

Sprachkürze gibt Denkweite.

 

Statt einen Scheffel Salzes mit seinem Freunde zu essen, braucht man nur sechs Meilen mit ihm zu reisen.

 

Um zur Wahrheit zu gelangen, sollte jeder die Meinung seines Gegners zu verteidigen suchen.

 

Unbeständigkeit gegen seinen Vorsatz heißt sich selber das Wort brechen.

 

Ungleich dem Süden ist der Deutsche weniger ein redseliges als ein schreibseliges Volk, wie seine Registraturen und Bücherschränke ansagen.

 

Unsere größten Erlebnisse sind nicht unsere lautesten, sondern unsere stillsten Stunden.

 

Verbote wirken nichts, aber Beispiele der Milde wirken alles.

 

Verschweigen und verstellen fließen leicht zusammen.

 

Wen Erwachsene lieben, den lieben Kinder noch stärker.

 

Wenn auch die Freude eilig ist, so geht doch vor ihr eine lange Hoffnung her, und ihr folgt eine längere Erinnerung nach.

 

Wenn der andere sich mit allen seinen Fehlern, die er noch besser kennt als ich, erträgt, warum sollte ich ihn nicht ertragen?

 

Wenn der Mensch keinen Rat mehr weiß, fangen die Wege der Vorsehung an.

 

Wenn man beim Stiche der Biene oder des Schicksals nicht stillhält, so reißet der Stachel ab und bleibt zurück.

 

Wer an das Gute im Menschen glaubt, bewirkt das Gute im Menschen.

 

Wer den kleinsten Teil eines Geheimnisses hingibt, hat den anderen nicht mehr in seiner Gewalt.

 

Wer der Weisheit die Gesundheit opfert, hat einen Teil der Weisheit mitgeopfert.

 

Wer die Laterne trägt, stolpert leichter als wer ihr folgt.

 

Wer die Seele einer Frau sucht, ist nicht immer enttäuscht, ihren Körper zu finden.

 

Wer die Wahrheit geigt, dem schlägt man leicht die Fiedel auf den Kopf.

 

Wer im Alter ganz die Liebe missen kann, hatte in der Jugend die rechte nicht, für welche es keine Jahre gibt.

 

Wer nicht auf den Kopf gefallen ist, fällt immer wieder auf die Füße.

 

Wer nicht zuweilen zuviel und zu weich empfindet, der empfindet gewiss immer zu wenig.

 

Wie dem Geiste nichts zu groß ist, so ist der Güte nichts zu klein.

 

Wir halten die Leichtigkeit zu sündigen für die Erlaubnis dazu.

 

Wurst ist eine Götterspeise. Denn nur Gott weiß, was drin ist.

 

Zehn Küsse werden leichter vergessen als ein Kuss.

 

Zur Lebensart gehört, dass man auch gegen sich höflich sei.

 

Zürnet dein Freund mit dir, so verschaff ihm eine Gelegenheit, dir einen großen Gefallen zu erweisen. Darüber muß sein Herz zerfließen, und er wird dich wieder lieben.

 

Zuviel Vertrauen ist häufig eine Dummheit, zu viel Misstrauen immer ein Unglück.